Ich male mit dem Schwanz.

 

Ich bin Künstler und Lebenskünstler. Ich bin Maler!

 

Wenn ich male, weiß ich einerseits genau, wie es werden soll, andererseits arbeite ich, auf dem Boden sitzend, sehr schnell, spontan und impulsiv, sodass ich von den Details oft auch selber überrascht werde.

 

Wenn sich das Bild um Wut dreht, bin ich wütend beim Malen. Wenn es ein trauriges Bild werden soll, bin ich traurig. So entsteht zum einen ein Katalog der menschlichen Leidenschaften, und zum anderen auch eine Art Tagebuch aus meinem Leben. Manchmal ist in meinen Kunstwerken eine Aggression zu erkennen, meine Aktbilder sind provozierend. Ich male mit meinem Verstand, mit meiner Seele. Wenn ich einen Akt male, hat mein Schwanz einen großen Einfluß auf das Werk.

 

Nicht wenige Menschen behaupten, meine Kunst wäre rohe Kunst und stecken sie in die Schublade „art brut.“ In dieser Schublade leben, gequetscht: Laien, Kinder, Menschen mit psychischer Erkrankung oder mit einer geistigen Behinderung, gesellschaftliche Außenseiter, wie Insassen von Gefängnissen und auch gesellschaftlich Unangepasste. So könnte ich mir aussuchen, zu welcher Personengruppe ich gehören möchte.

 

Will ich aber nicht nicht!

 

Ich habe eine Behinderung. Geboren am 17. April 1974 in Mödling, habe ich bei meiner Geburt zu wenig Sauerstoff bekommen. Einige meiner Zellen waren dadurch nicht in der Lage, ihre Tätigkeit aufzunehmen. Zellen, die für meine Muskeln vorgesehen waren. So bin ich ich körper-und sprachbehindert. Ich bin ein Spastiker.

 

Ich wurde in die Schubladen „hoffnungslos“ und „förderungsunwürdig“ hineingesteckt.

 

Das sollte Folgen für mein Leben haben. Ich wurde nicht gefördert, mit mir wurde nicht gesprochen. Obwohl ich nur sprachbehindert bin, wurde mir die Sprache genommen. Mir wurde in meiner Kindheit und Jugend Bildung verweigert. Lange Zeit hatte ich nur eine einzige soziale Rolle: schwerbehindert! Dabei war ich lange Zeit meines Lebens ein Fliegengewicht. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

 

Ich bin Künstler. Jedoch ist meine Kunst nicht „art brut“. Ich lasse mich nicht wieder in eine Schublade stecken.

 

Ich will nicht, dass die Menschen meine Bilder toll finden, nur weil ich behindert bin.

 

Meine Werke sind Kunst. Ich will, das meine Bilder bestaunt werden oder auch kritisiert werden. Als Kunst, mehr nicht!

 

Van Gochs Bilder sind ja nicht deshalb berühmt, weil er sich ein Ohr abgeschnitten hat, sondern weil er ein begnadeter Künstler war.

Wenn ich auf Leute treffe, die mich noch nicht kennen, reden sie mit mir besonders laut. Dabei habe ich mir noch kein Ohr abgeschnitten.

 

Wenn sie dann erfahren, dass ich Maler bin, fragen sie erstaunt; „Wie malen Sie, sind sie ein behinderter Mundmaler?“

 

„Nein“, antworte ich, „Ich male mit dem Schwanz“!

 

Was für mich selbstverständlich ist, stösst viele vor den Kopf. Vielleicht verstehen sie doch nicht soviel von Kunst, wie sie eigentlich glauben.

 

 


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